Mein Freund hat eine PTBS

  • Hallo

    Mein Partner und ich sind jetzt 5 jahre zusammen. Vor einem Jahr musste er einen schrecklichen Autounfall mit erleben , als ein Fahrer getötet wurde. Dies veränderte sein ganzes Leben. Nun leidet er von da an, an einer PTBS. Leider hat er bis heute keine ordentliche Hilfe erhalten. Er hat zwar einen Psychologen welcher aber nicht auf Trauma spezialisiert ist. Er führt mit ihm Gespräch. Zur Zeit wartet er auf die Aufnahme in einer Tagesklinik. Er ist sehr wütend und angespannt und vorwurfsvoll. Unsere Beziehung steht am Abgrund und ich kann einfach nicht mehr. Er möchte,dass ich mir einen Psychologen suche,welcher mit mir eine Verhaltenstherapie durchführt um mit ihm umgehen zu können. Mir Waffen im Umgang mit ihm lernt anzuwenden. Sollte ich dies nicht machen,muss ich mir eingestehen versagt zu haben um den Kampf der Beziehung ( seine Aussage). Auch sagt er, ich würde ihn einfach nicht genug Unterstützung geben. Mehr als zuhören, nichts zu hinterfragen oder ihm zu sagen er hätte ausreichend gehandelt beim Unfall, kann ich nicht tun. Ich bin am Ende meiner Kraft. Als ich mich einer Neurologin anvertraute und um Rat bat, sagte sie mir: Eigenschutz ist das a und o. Mein Partner und ich unterhielten uns auch darüber eine räumliche Trennung zu machen um Abstand zu bekommen. Dies erzählte ich ihr auch. Was dir befürwortet. Als ich dieses Gespräch, ihm erzählt, eskaliert es total. Schuldzuweisungen kamen von seiner Seite und das ihm durch die räumliche Trennung, der soziale Kontakt genommen wird ( vor ein paar Wochen wollte er genau das). Alles was ich Versuche ist falsch und nicht hilfreich. Als ich sagte ich brauche Abstand für mich und möchte gerne uneingeschränkt Leben. Eskaliert es wieder. Er darf seine Meinung äußern, ich nicht. Auch sagt er, ich würde alles zu sehr auf mich beziehen und falsch interpretieren. Er ist Mal hoch Mal tief in Minuten. Nun wird die räumliche Trennung vollzogen. Leider habe ich das Gefühl doch nicht stark genug zu sein um zu kämpfen auch gebe ich mit langsam die Schuld versagt zu haben. Habt ihr noch Tipps?

    Liebe Grüße

  • Uff. Also, ich sehe ja nur eingeschränkt deine Sichtweise, aber die lese ich mit Sorge.


    Es klingt für mich so, als ob er verlangt, dass du dich 100% an ihn anpasst.
    "Mach du eine Therapie, damit du mit mir umgehen kannst" - sollte das nicht eigentlich anders herum sein? Er macht Therapie, um besser klar zu kommen. Und natürlich solltest du dich informieren und gemeinsame Gespräche sind sicher auch hilfreich. Aber warum musst du denn wegen seiner PTBS zur Therapie?


    Zitat

    Sollte ich dies nicht machen,muss ich mir eingestehen versagt zu haben um den Kampf der Beziehung ( seine Aussage).
    Auch sagt er, ich würde ihn einfach nicht genug Unterstützung geben.

    Das ist eine Red-Flag für mich. Will er dir Schuldgefühle einreden? Das klingt nach der Narative "DU musst dich anpassen! Tust du das nicht, ist es deine Schuld, dass die Beziehung zerbricht". Ganz deutlich: Du musst dir gar nichts eingestehen. Du musst gar nichts tun. Natürlich kannst du dich anpassen, aber das heißt nicht, dass du dich aufgeben sollst. Und vor allem scheitern Beziehungen nicht an einer einzelnen Person.


    Zitat

    Schuldzuweisungen kamen von seiner Seite und das ihm durch die räumliche Trennung, der soziale Kontakt genommen wird ( vor ein paar Wochen wollte er genau das).

    Auch das ist wieder etwas, bei dem meine Alarmsignale schrillen.
    Du versuchst, auf dich zu achten - das ist wichtig! Auf sich selbst und seine eigenen Grenzen zu achten ist Beziehungspflege. Es kann ja nicht sein, dass du dich in der Beziehung aufreibst - da ist es sinnvoll und gesund und achtsam von dir, Grenzen zu ziehen.
    Und seine Reaktion darauf besteht darin, die Opferrolle einzunehmen und dich als Täter hinzustellen? Brrrr.


    Zitat


    Auch sagt er, ich würde alles zu sehr auf mich beziehen und falsch interpretieren.

    Das ist wieder eine Aussage, die überhaupt nicht geht. Weißt du, was Gaslichtern ist? Das ist eine Form der psychischen Gewalt, bei der die eigene Wahrnehmung durch eine Vertrauensperson wiederholt geschwächt und falsifiziert wird.
    Kommen solche Aussagen häufiger? Einmalig im Streit ist so etwas auch schon scheiße genug, aber wenn das regelmäßig vorkommt, ist das vermutlich psychische Gewalt gegen dich, ob ihm das bewusst ist oder nicht.


    Zitat

    Eskaliert es wieder.

    Was bedeuted "eskaliert"? Ich lese das mit großer Sorge. Bitte sag mir, dass er nicht gewalttätig dir gegenüber wird!



    Wie gesagt, ich lese hier nur diesen einen Post von dir. Ich bin nicht qualifiziert, ein gutes Urteil abzugeben, sondern kann nur sagen, was mir auffällt und was meine (unvollständige) Einschätzung ist. Aber meine Einschätzung geht deutlich in die Richtung:
    Sieh zu, dass du dich schützt!
    Die Verhaltensweisen deines Partners, die du hier beschreibst, klingen nach psychischer Gewalt. Das klingt nicht nach einer harmonischen (oder auch nur aushaltbaren) Beziehung, sondern eher danach, als ob er dich unterdrückt. Vielleicht geht eine vernünftige Beziehung auf Augenhöhe für ihn aktuell nicht. Aber das darf nicht auf deine Kosten gehen.

    Du bist nicht schwach - du bist stark, wenn du dich davon abgrenzt. Die Schritte, die du gerade tust (dass du dir Hilfe suchst, auf Abstand gehst und nach einer Besserung der Situation suchst; dass du tust, was für dich gesund ist!) zeigen Stärke und Eigenbestimmung. Lass dir bitte nichts anderes einreden!
    Und wenn die Weiterführung eurer Beziehung für euch klappen soll, ist es wichtig, dass du unbedingt weiterhin auf deine Grenzen achtest und sie ihm gegenüber vertrittst.


    Der Abstand wirkt auf mich richtig und sinnvoll.
    Ich würde sagen "vielleicht kriegt er sich wieder ein", aber ich habe schon häufiger erlebt, dass Partner, die solche Verhaltensweisen zeigen, sich dann kurz besser verhalten, um dich wieder an sich zu binden, und dann schlimmer werden als zuvor. Ich will ihn da nicht verurteilen - ich weiß nur wenig über ihn persönlich. Und ich habe Verständnis dafür, dass seine Situation gerade sehr schwierig ist.
    Aber ich würde da sehr, sehr vorsichtig sein.

    Vielleicht ist es sinnvoll, neben deiner Neurologin eine andere Beratungsstelle zu Rate zu ziehen, insbesondere mit Schwerpunkt auf häusliche Gewalt. Die können das besser einschätzen als ich.


    Bleib stark! Gib auf dich Acht!
    Mitfühlende Gedanken
    Havald

  • Hallo, vielen Dank für deine Worte. Also körperliche Gewalt ist es nicht. Eskalation bedeutet, sobald ich meine Meinung und Gefühl äußere, dann wird er laut, knallt Türen und Vorwürfe ich würde ihn nicht unterstützen. Die Vorwürfe Kommen sehr oft. Ich selber suche Grade nach einem Psychologen für Verhaltenstherapie. Er meinte zu mir: wenn du diese Therapie machst und dann sagst, Freundschaft ist besser als die Beziehung. Kann ich dies akzeptieren. Sollte ich dies aber nicht machen und mich trennen,dann muss ich mir das versagen nicht genug gemacht zuhaben, eingestehen. Er sagt; er könnte keine Ablehnungen mehr ertragen und fragt deshalb auch nicht selber an in der Tagesklinik. Es wird immer schwieriger für mich, mit klar zu kommen. Die Krankheit bestimmt den Alltag. Dann gibt es Tage wo er garnicht redet( schweigen finde ich auch sehr schlimm).

    Mir kommt es auch zeitweise so rüber, wenn er wieder Runterfährt um mich in die Täterphase zu kommen.


    Vielen Dank. Ja ich muss mich definitiv schützen

  • Du darfst dich trennen, wenn du willst, egal, ob du Therapie machst oder nicht. Wäre ja auch absurd, wenn sich jeder erst nach einer abgeschlossenen Therapie trennen dürfte. In welcher Welt lebt er denn?!
    Eine Therapie solltest du in erster Linie für dich tun. Das hat mit ihm wenig zu tun.

    Und wenn eine Beziehung für dich ungesund ist, solltest du dich trennen.


    Verstehe ich es richtig, dass er selbst keine Therapie macht?

  • Guten Morgen, richtig er selber führt nur 1x in der Woche ein Gespräch mit einem Psychologen. Platz für die Tagesklinik ist angemeldet. Er warte auf anruf der Tagesklinik. Er ist den ganzen Tag nur zu Hause und sitzt am Rechner und sucht nach einer Wohnung.

  • Ich würde da aus der Ferne auch sagen, dass es sich nicht so gesund anhört. Gibt es denn die Möglichkeit, dass du mal mit in die Sitzung kommst um da evtl mal seine und deine Erwartungen gemeinsam zu klären und Vorschläge zu erarbeiten?

  • Das kann er nicht, da er keine Verkehrsmittel Nutzen kann und vorallem nicht mit mir. Ich werde heute zu einer Beratungsstelle gehen.

  • Anschreien und Türen knallen ist auch eine Form von Gewal**t und soll in einer Beziehung nicht der Fall sein. Ich bin momentan auch in einer doofen Situation wo ich vieles regeln muss. Ein Grund warum ich eher alleine wohnen möchte. Ich habe Angst der Person die ich liebe mit meinem Verhalten sehr weh zu tun.

    :weissesschaf:

  • Hallo EIST127,


    zunächst mal, du bist nicht Schuld daran, dass es ihm schlecht geht, lass dir dass von ihm nicht einreden! Eine PTBS ist keine Entschuldigung dafür, dass er dich schlecht behandelt, dass musst du dir nicht gefallen lassen, du darfst dich wehren und du mußt auf dich achgeben.

    Das kann er nicht, da er keine Verkehrsmittel Nutzen kann und vorallem nicht mit mir. Ich werde heute zu einer Beratungsstelle gehen.

    Das habe ich nicht ganz verstanden. Wie kommt er denn zur Therapie hin, wenn nicht mit dem Verkehrsmittel oder findet die Online statt (wenn ja, wäre das doch sicher möglich sich nach Rücksprache mit dem Therapeuten dort zu beteiligen? Es bringt bei solchen Problemen, oft sehr viel, wenn der Partner hin und wieder bei den Therapiegesprächen dabei ist, damit ein neutraler Austausch über den Therapeuten stattfinden kann. Wenn er mit dir nicht in einem Verkehrsmittel fahren kann, kannst du ja schon einen Bus/Bahn früher fahren, wie er und dort auf ihn warten.

    Natürlich kannst du zusätzlich zu einer Beratungsstelle gehen aber oft hilft es auch dem Therapeuten, wenn er sieht, welche Probleme es in der Partnerschaft gibt, die Therapie sinnvoll fortzuführen. Außerdem würde er vielleicht zwischen euch beiden neutral vermitteln können, so dass dein Freund in Zukunft anders reagiert.


    Vielleicht hilft dir ja folgender Link weiter:

    https://www.neurologen-und-psy…mata-schwere-belastungen/


    LG Rotkehlchen

    LG Rotkehlchen

    :wavey:
    Viele glauben den anderen zu kennen, doch in Wirklichkeit wissen sie nichts über ihn.

    Hinterm Lächeln verbergen sich oft viele Tränen.

    :flower::flower::flower::flower::flower::flower::flower::flower::flower::flower::flower::flower::flower::flower::flower::flower::flower::flower: