[TFT=tiefenpsy.-fundiert Thera]
[PDT=psy.-dynamisch Thera]
Musste kürzen
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Hallo,
möchte mal fragen, ob Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt:
Wenn ich durch Albträume geplagt werde und dann auch einfach aufstehe, weil das weiterschlafen sich nicht mehr lohnt zeitlich, dann geht es mir sehr schlecht am folgenden Tag. Ich fühle mich regelrecht "gefangen", in einem Anteil meiner Persönlichkeit von mir, der durch ein Schock-Trauma entstanden ist. Dieser Anteil beinhaltet meine Emotionenspalette, Gedanken und Verhaltensweisen, die damals als Schutzreaktion nach einer Weile dissoziiert wurden.
Jedenfalls schleif ich mich dann durch den Tag und hoffe, dass die Verdrängung wieder einsetzt und ich nicht auf schädliche Verhaltensweisen zurückgreife. Generell funktioniere ich nur noch auf rein kognitiver Ebene, dies belastet mich sehr. Ich habe vor fast drei Jahren erst eine TFT begonnen, dann aber abgebrochen nach 4 Wochen. Ein halbes Jahr später eine PDT - 3 Monate lang - jedoch hat diese nur an der "Oberfläche gekratzt" und im Nachhinein habe ich erkannt, dass die Vermeidungskomponente sehr stark ausgeprägt ist bei mir und ich halt über alles dort geredet habe, außer dass, was mich "Nachts nicht schlafen lässt". Ich hab dort aber den fehlenden Zugriff auf meine Emotionen geschildert, jedoch war mein Therapeut der Meinung, dass ich aktiv etwas unternehmen würde, sobald ich Emotionen spüre, welches ich aber jedesmal verneint habe und ihm gesagt habe, dass ich damals eines Tages aufgestanden bin (ca ein dreiviertel Jahr nach dem Schocktrauma) und ich seitdem her nichts mehr fühle und mir leider auch das Leben "nichtig" erscheint. Dies zeigt gerade für mich eine verzögerte, PTBS-typische, schützende, strukturelle Dissoziation eines nicht-integrierten Traumas. Eigentlich habe ich meinen Therapeuten dort gemocht, aber irgendwie haben wir aneinander vorbeigeredet.
Tja und bei meiner Therapeutin, die ich während der TFT hatte, bin ich mehrmals aktiv dissoziiert während der Einzeltherapie. Sie meinte nur jedes Mal (als es passiert ist), "Oh, dass ist ja interessant". Leider war damals mein psychoedukatives Niveau sehr niedrig und ich habe erst später diese Dissoziation erkannt. Mir selbst sagte man dort nichts genaues, außer dass mich meine Therapeutin bat, die Therapie nicht abzubrechen, da ich "schwer" krank sei.
Diagnostiziert hat man mir dann nach der PDT eine rezidivierende Depressive Störung. Hab mich dann auch "zufrieden" damit gegeben, bis die Flashbacks wieder anfingen. Als ich dann gedacht habe, jetzt dreh ich langsam völlig durch, habe ich mir ein aktuelles Fachbuch über Dissoziation gekauft und als ich dies gelesen habe, hatte ich nonstop Gänsehaut bei den ganzen Erklärungen. Ich weiß nicht, wie es denen unter euch ergeht, die auch nichts mehr spüren emotionsmäßig, aber mein Anhaltspunkt betreffend Emotionen ist immer folgender Gedankengang: Wenn ich Gänsehaut bekomme dann fliegt gerade irgendeine Emotion vorbei, sozusagen Gänsehaut = körperliche Reaktion auf eine Emotion, die ich habe, aber nicht erlebe. Klingt jetzt vielleicht "glaskugelmäßig", aber ich denke diese starken, körperlichen Reaktionen auf das angeeignete Wissen, da will mir mein Körper etwas mitteilen.
Jedenfalls denke ich nun, dass ich doch nicht komplett durchdrehe, da ich nun was "handfestes" habe, dass ich therapeutisch bearbeiten kann.
Mir ist durchaus bewusst, dass Selbstdiagnosen genauso unprofessionell sind, wie meine bisherigen Therapeuten, aber ich gehe stark davon aus, irgendwas aus dem PTBS-Spektrum zu haben. Deswegen schreib ich auch hier bei euch im Forum.
Habe eine stationäre Therapie in Aussicht, aber bin dann immer von Samstag auf Sonntag daheim, deswegen meine abschließende Frage:
Mir graut es halt schon sehr davor, am WE dann während einer Traumatherapie daheim zu sein. Vorallem wenn ich die ganze Woche an mir arbeite und dann nach Hause geschickt werde. Ich kann mir schon vorstellen, dass meine Nacht daheim mir sehr viel Spaß bereiten wird und ich habe die Befürchtung, dann gerade am Sonntag mit dem "falschen Bein (Anteil)" aufzustehen und durch selbstschädigende Verhaltensweisen daraufhin aus der Therapie zu fliegen. Leider habe ich mich auch die letzten Jahre sehr isoliert, also bei Bekannten unterzukommen ist keine Option. Bin auch kurz nachdem mir "alles egal" geworden ist, 400km weit weg in eine andere Großstadt gezogen, also Familie fällt auch flach.
Irgendwelche Tipps ? In Phasen, in denen die Flashbackquote sehr hoch ist bei mir, habe ich einfach ein DIN A4 Blatt in mein Zimmer gehängt, welches mich aufgefordert hat "Mal klarzukommen", dies erinnert mich dann sozusagen an den dominierenden Anteil meiner Persönlichkeit, welcher die meiste Zeit aktiv ist und manchmal hilfts. Etwas Besseres fällt mir zur Zeit nicht ein.
Falls Ihr euch wiedererkennt oder sonstige Fragen habt, zögert nicht mit einer Antwort. Ich freue mich sehr auf Antworten ( kognitiv ). :P
MfG Gouda
PS: Bin m, 26 Jahre.