Hallo liebe Leute,
es geht um meine Ex-Freundin, bei der ich vermute, dass schlimme Kindheitserlebnisse einen maßgeblichen Anteil daran haben, dass es mit uns gelaufen ist, wie es gelaufen ist.
Sie hat als Scheidungskind teilweise bei beiden Elternteilen gelebt und offenbar leider bei beiden schlimme Dinge erlebt. Was ich weiß, ist wohl nur die Spitze des Eisberges, aber selbst das Wenige klingt nach verschiedenen Formen ausgeprägter seelischer und körperlicher Kindesmisshandlung. Selber sagte sie immer, sie sei darüber hinweg. Aber dass das nicht der Fall ist, merkte ich in einigen Situationen, die sie offenbar triggerten. Ihr war einerseits Trauer und andererseits teilweise regelrecht Panik anzumerken. Ich weiß auch, dass sie vor Jahren mal einen Therapieversuch abgebrochen hat.
In erster Linie bemerkte ich dann auch sehr schnell, dass sie ein extrem schlechtes Selbstbild und ein ganz wenig ausgeprägtes Selbstwertgefühl hat. Für mich klang es immer nach „Ich bin nichts, ich kann nichts, ich genüge
nicht und darf auch keinerlei Ansprüche stellen“. Letztendlich lag das dann auch immer wie ein, mal mehr und mal weniger ausgeprägter, Schleier über unserer Beziehung. Einerseits hat sie immer versucht, mir alles recht zu
machen. In teilweise so ausgeprägter Form, dass es mir unangenehm war, weil ich den Eindruck hatte, sie würde ihre eigenen Grenzen nicht wahren. Andererseits konnte sie ihre Zuneigung überhaupt nicht verbalisieren. Und dann hatte sie
immer enorme Probleme mit Wertschätzung und Zuwendung ihr gegenüber sowie zu großer Harmonie umzugehen. Sie reagierte oftmals abwehrend und nicht selten ziemlich ambivalent. Nicht ganz einfach war dabei immer, dass wir zwar
eigentlich super miteinander reden konnten, sie aber bei allem, was ihre Wünsche und Gefühle betrifft, ausweichend reagierte.
Nichtsdestotrotz lief es gut, wir waren verliebt und bekamen immer reichlich positives Feedback aus unserem Umfeld. Da ich ein recht entspannter und empathischer Mensch bin, fiel es mir auch nicht schwer, diekleinen Kanten, die es immer mal wieder gab, auszugleichen.
Den ersten Knick gab es nach etwa 1 ½ Jahren, als die Harmonie am größten war. Und als sich dann auch noch diverse Probleme in ihrem Leben einstellten, ging es ziemlich rasant bergab. So wie ich es wahrgenommen
habe, triggerte das alles enorm ihr schlechtes Selbstbild. Sie zog sich immer weiter zurück und ihr Verhalten wurde immer ambivalenter und wohl aus dem Unterbewusstsein heraus auch teilweise recht destruktiv. Irgendwann konnte ich
das auch nicht mehr auffangen und sie musste mir natürlich anmerken, dass ich unzufrieden bin. Ich denke, ihr seht den Teufelskreis, den das auslöste. Nach diversen Wochen folgte dann die Trennung, die wir beide wohl eigentlich gar
nicht wollten. Was sie sagte, ging ganz deutlich in Richtung „Ich kann Deine Ansprüche nicht erfüllen“ – sie wirkte dabei unendlich traurig.
Wir blieben dann noch ein paar Wochen in Kontakt, aber auch der verlief ambivalent. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie würde jedem Moment sagen, dass sie mich vermisst, dann aber war sie wieder distanziert. Es gab
dann einen Moment, in dem ich das Gefühl hatte, ich wäre nur der nette „Spielgefährte“ auf dem Weg zu einem neuen Partner. An dieser Stelle beendete ich den Kontakt und schickte aus dem Affekt noch ein paar „passende Worte“ hinterher, die wahrscheinlich noch einmal Salz in die Wunden ihres miesen Selbstbildes waren.
Das tat mir natürlich im Nachhinein leid und ich versuchte wenige Monate später, den Kontakt auf freundschaftlicher Basis wieder aufzubauen. Aber das klappt nur zum Teil. Irgendwie ist das alles weiterhin sehr amivalent.
Einerseits nehme ich immer wieder große Freude wahr, wenn ich mich mal melde und erfahre ihrerseits dann auch teilweise enorme – manchmal schon „schleimige“ – Wertschätzung. Andererseits wirkt sie aber immer sehr gehemmt und es kommt nie zu einer echten Unterhaltung, weil sie immer wieder nach ein paar Nachrichten mitten im Thema nicht mehr antwortet. Ich habe sie auch schon mal gefragt, ob es denn okay ist, wenn ich mich hin und wieder mal melde. Aber bei ihr war ja auch schon früher immer „alles okay“, auch wenn es nicht der Fall war.
Mein Gefühl sagt mir, dass da eine Barriere zwischen uns ist, die ich aber nicht definieren kann. Will sie nicht und traut sich nur nicht, das offen zu sagen? Will sie und kann vielleicht einfach nicht, weil da irgendetwas in ihr blockiert?
Ich will einerseits nicht immer wieder gegen diese unsichtbare Wand rennen und mich dabei selber zum Idioten machen. Andererseits will ich aber auch nicht, dass das in ihr irgendetwas „Negatives“ auslöst.
Vielleicht gibt es hier ja den ein oder anderen Menschen, der mir mit ein paar Tipps oder auch mit eigenen Erfahrungen in ähnlichen Situationen auf die Sprünge helfen kann.
Mir geht es dabei tatsächlich in erster Linie um einen freundschaftlichen Kontakt und nicht darum, zwingend wieder mehr aufzubauen.
Herzlichen Dank!