Mein Freund mit k. Posttraumatischen Belastungstörungen

  • Du bist nicht schlimm Kisten. Du versuchst nur das "Problem" genau so anzugehen wie Du das gelernt hast - mit ausdiskutieren und mit Argumenten, eben rational. Das funktioniert aber in dem Falle überhaupt nicht und das widerum macht Dir Ärger. Du musst nun leider lernen, dass es auch andere Dinge gibt und das die erlernten Strategien (die Dir ja auch bisher Sicherheit gaben) nicht immer anwendbar sind.

    Ich gehe natürlich davon aus Du möchtest ihn nicht unter Druck setzen, allenfalls sanft in die richtige Richtung stubsen. Das geht aber nur wenn er das auch so versteht. Sehr schnell kann es aber Druck auslösen - das meinte ich und ich gehe dabei von mir und meiner Reaktion aus.


    Grüße:

    Andreas





  • Hallo Zusammen,


    ich fühle mich einfach manchmal echt Hilflos, weil ich das Gefühl habe ich weiß nichts. Und ich habe manchmal das Gefühl als ob er mir durch die Finger gleitet. Ich verstehe auf eine Art das er in einer sehr schlechten Situation ist bzw. sich selber schlecht fühlt. Aber kann man sich so schlecht fühlen, das man niemanden mehr vertraut, oder seine liebsten nicht mehr an sich ran lässt??


    Klar möchte ich ihn in die richtige Richtung stubsen, weil das ganze ja nicht für mich ist, sondern für ihn, damit es ihm wieder besser geht. Weil ich bekomme ja mit wie er leidet, oder wenn wir uns mal sehen, was die letzten 6 wochen ja nicht so war, oder er aufeinmal auf den Fernseher starrt und ich merke das er komplett weg ist, und nix mehr vom film oder von seiner Umgebug mitbekommt.


    Gestern muss ich sagen, hat er mich richtig stolz gemacht, das habe ich ihm am telefon auch sofort gesagt. Er hat gestern wirklich was für sich in Angriff genommen. Er hat jetzt endlich auch einen Termin bei Psychiater, klar ging nur über die KAV, dann hat er sich noch eine weitere Hilfe gesucht, wo er heute einen Termin hat, so ähnlich wie eine Selbsthilfe Gruppe nur die machen nochmehr.

    Und ich musste ihm das auch sagen, weil ich das gut fande bzw. finde, so zeigt er das er auch wieder gesund werden will.

    Und das hat mich echt stolz gemacht und ich fande es auch süss, das er mich danach als er alles geregelt hat, sofort bei mir angerufen hat um mir das alles zu erzählen.

  • Hallo Zusammen,


    ich habe ihn heute gefragt, ob er mich jetzt bitte wieder an seinem Leben dran teil haben lässt.


    Da kam von ihm " du bedrängst mich so geht das nicht"

    Ernshaft, ist das schon Druck den ich ausübe??


    Ich versteh langsam die Welt nicht mehr...

  • Kirsten, ich empfinde das auch als bedrängen.

    Du scheinst davon auszugehen, dass ein b such beim Psychiater alles zum besseren wendet. Verabschiede dich davon. Wie bereits beschrieben wird die Besserung sehr wahrscheinlich jAHRE auf sich warten lassen. Und falls dein Freund tatsächlich komplexe PTBS hat wird er sich aller Voraussicht nach sein Leben lang damit rumschlagen müssen. Realistisch erreichbar ist zwar eine Verminderung der Symptome, aber ich kenn niemand, der wirklich alles losgeworden ist.

    Apropos Symptome: die fundamentale Unfähigkeit zu vertrauen ist auch eines.

    Was deine Schilderung eurer Beziehung angeht, habe ich dein Eindruck, du bist noch halb in der rosarote Brille Phase und regelrecht empört, dass die Realität in Form einer ptbs dir jetzt ins Gesicht schlägt.

    Am besten mach dir eins klar: entweder du akzeptierst ihn so wie er ist - mit seinen Rückzugsphasen und seiner Erkrankung oder du gibst auf.


    Jeder traumtyp offenbart leider nach ein paar Monaten (wenn der hormonrausch der ersten Verliebtheit nachlässt) ein paar Macken. Und dieser sogar ein paar schwerwiegende und evtl irreparable.

    Setz bitte die rosarote Brille ab! Du wirst ihn nicht dahin bewegen zu sein wie du ihn gerne hättest und auch sein Psychiater wird das nicht tun.

  • Hallo Kirsten,

    Zitat

    Klar möchte ich ihn in die richtige Richtung stubsen, weil das ganze ja nicht für mich ist, sondern für ihn, damit es ihm wieder besser geht.


    Beim lesen deiner Erzählungen habe ich sehr den Eindruck, dass es dir in erster Linie um dich selbst geht.

    -Du möchtest:

    - dass er sich dir öffnet,

    -mit dir redet.,

    -wieder so wird, wie vorher,

    -sich bei dir meldet,

    -dir Nähe gibt,

    usw.


    Wenn es dir wirklich um ihn geht, dann respektiere es, dass er dir genanntes derzeit nicht geben und sein kann.

    Wenn es dir wirklich um ihn geht, dann lass ihn los. (Nicht im Sinne von verlassen).

    Die Idee von Andreas, mit dem handschriftlichen Brief schreiben, findd ich gut. In dem du ihm, ohne Druck zu machen, kurz schreibst, dass du da bist, wann immer er dich brauchen wird. Und es allein in seiner Entscheidung liegt, wann und OB überhaupt er es möchte.

    Schau für dich hin, ob du ihm dies zu geben bereit bist, was ER braucht u. dir ja auch übermittelt.

    Stell dich nicht über ihn, indem du besser zu wissen glaubst, was er jetzt bräuchte.


    Lieben Gruß

    Jasmin

  • Hallo Ihr Zwei,


    erstmal vielen lieben Dank für eur Antworten. Ich habe sie mir gestern abend schon durchgelesen, ich musste aber erstmal eine Nacht darüber schlafen, weil ich gestern abend ein bisschen sauer war.


    Zu Glinn:

    Nein die rosarote Brille hab ich schon lange nicht mehr auf, die ist schon seit letztes Jahr Juni/Juli ab, weil glaub mir wir haben letztes Jahr schon einiges an Problemen gehabt, als Beispiel seinen 2. Arbeitsunfall, dann seine persönlichen Veränderungen etc. bzw. seine Agressiven Wutausbrüchen. Aber was bis Ende November getan haben, war reden! Wir haben darüber gesprochen, und er hat sich auch was von mir angenommen. Wenn ich gesagt so geht das nicht mehr weiter oder irgendwas stimmt doch nicht mit dir, oder als Beispiel vllt. sind das auch die falschen Antidressiva etc. Aber wir haben darüber geredet. Das gleiche war auch als er sagte du hast Recht, ich komme da nicht mehr alleine raus und ich brauche Hilfe, wir haben "zusammen" nach einem Psychlogen/in gesucht.

    Jeder Mensch hat Macken, ich bin bestimmt auch nicht perfekt, das weiß ich. Was mir schwer fällt, dieser seit 6 Wochen komplette Rückzug von ihm. Ich stelle mir schon die Frage habe ich was falsch gemacht?? Was ist los?? Wenn ich ihn frage worüber machst du dir Gedanken, kommt immer nur über alles.

    Ich habe mit einer PTBS noch nie was zu tun gehabt, klar fällt es mir schwer ihn los zulassen, wem nicht??

    Und ich will ihn nicht dahin bewegen, so wie ich ihn gerne hätte, glaub mir dann müsste ich mir schon einen backen. :-) Ich weiß auch das er nicht perfekt ist, aber ich mag seine macken.

    Und das habe ich immer gesagt, vom Grundsatz her, haben wir beide fast das gleiche Denken, wir wollen auch beide das gleiche.

    Aber wir fällt dieser komplette Rückzug schwer und ich weiß nicht warum und deshalb stelle ich die Fragen. Gerade weil ich ihn besser verstehen möchte, damit ich verständniss habe, mir nicht irgendwelche dummen Gedanken mache, ob evlt ne andere Frau dahinter steckt, oder ob mich nur hinhält oder keine Ahnung was, aber da kommen manchmal tausend dumme Sachen hoch.

    Und zu dem Psyhiater, das ist mir auch klar, aber er hatte bis jetzt keinen und er braucht ja unbedingt jemanden, weil nur eine Psychologin reicht nicht. Und auch da habe ich bei geholfen und habe gesagt, er braucht eine Überweisung mit dringlichkeitsvermerk und dann über die KAV damit er so schnell wie möglich einen Termin bekommt. Weil auch das hatten wir letzten Jahr im September versucht, aber überall gab es nur Wartelisten.

    Und die Überweisung hat er schon seit Mitte Januar da liegen, und ich bin froh das er am Montag endlich geschafft hat, über die KAV einen Termin zu bekommen. Deshalb hab ich ihm gesagt, das ich stolz auf ihn bin..und ja das war ich auch in diesem Moment, weil "er" was getan hat.

    Und ich akzeptiere ihn mit seiner Krankheit, glaub es mir, auch seine Wutausbrüche egal auf wen er wütend war, rate mal wer die alles ab bekommen hat? Ich und wenn ich ihn nicht akzeptieren würde dann wäre ich schon längst gegangen. Weil er kann echt arschig sein und werden und das weiß er auch und trifft einen auch gerne mal in diesem Zustand unter der Gürtellinie, aber ich habe es ausgehalten und auch da habe ich mir schon immer wieder gesagt, das ist nicht "er" und er ist "krank".
    Und zu meiner Frage die ich im gestern gestellt habe, ob er mich jetzt wieder an seinem leben dran teilhaben lässt, und es kam von ihm ich würde ihn bedrängen. Danke Glinn das du ehrlich darauf geanwortet hast. Du bist auch betroffen von dieser Krankheit, für mich wäre es bzw. ist es eine normale Frage und kein Druck oder sonstiges. So weiß ich aber das ich ihm diese Frage nie wieder stellen werde bzw. würde. Und ich weiß es gibt keine Anleitung dafür (manchmal glaube ich, wäre für mich besser), aber gibt es nicht dafür hier dieses Forum, damit ich Fragen stellen kann?? Damit mir einiges besser erklärt wird, damit ich besser für ihn Verständniss habe? Damit ich auch manchmal besser damit umgehen kann?? Weil auch ich bin ein Mensch, keine Maschine und ich bin im Moment auch verletzt, und es tut mir weh, wenn er mich so auschließt, mir tut es aber auch weh wenn ich ihn so sehe oder weiß das es ihm schlecht geht.


    Für mich ist die ganze Situation auch neu und ich weiß gar nicht was alles noch auf mich zukommt.


    Jetzt zu Jasmin:

    auch dir erstmal danke für deine Antwort.

    Aber da war ich gestern ganz schön erschüttert drüber, muss ich ehrlich zugeben. Ich stelle mich bestimmt nicht über ihn, weil ich denke ich weiß was er braucht oder besser wäre für ihn.

    Und mir geht es bestimmt nicht in erster Linie um mich! nein bestimmt nicht.

    Das was zu zitiert hast, klar das sind das Sachen die ich "wieder" möchte, aber nicht zu vergessen, das wir das alles schon hatten. Und ich bin ehrlich dieses "los lassen" fällt mir total schwer, weil ich nicht verstehe, warum er auf einmal nicht mehr mit mir reden kann, warum er mir auf einmal nicht mehr vertraut.

    Das sind Sachen die fallen mir schwer, weil ich es im Moment nicht verstehe. ich würde es gerne besser verstehen. Und wie gerade auch schon, klar jeder mensch ist anders, jede PTBS ist anders, aber einiges auch gleich. Und deshalb stelle ich die ganzen Fragen etc. gerade damit Verständniss da ist, das ich sagen kann okay..er zieht sich wieder zurück, es liegt nicht an mir....

    Oder solche Sachen, wie z.b. Versteht er nicht das ich immer für ihn da bin etc., ja solche Fragen stelle ich damit ihr mir sagen könnt. Hey das hat nix mit dir zu tun, oder so wie Andreas geantwortet hat. Kirsten der ist in so einem Tunnel gefangen, da kommt sowas gar nicht an bei ihm.

    Gerade damit ich Verständnis habe. Auch besser damit umgehen kann, mit der ganzen Sache.


    Aber stellt euch vor, bis vor 6 Wochen haben wir geredet, wir haben uns gesehen, alles, wir haben Sachen "zusammen" besprochen. Und gerade das "Zusammen" das fällt schlagartig weg.

    Und dann schlagartig kommt sowas, Ich bedränge ihn nur, stelle ihn an den Pranger, er redet nicht verschließt sich total. Manchmal kommt 4 Tage nix von ihm...


    Wie vorhin schon gesagt, für mich ist das ganze auch neu, komplett neu. Also stelle ich Fragen, weil ich nicht weiß wie soll ich reagieren, wie reagiere ich richtig. Ist das Verhalten von ihm normal?? Kann es sein das er sich so und so verhält, liegt es an der Krankheit?

    Oder wenn es ihm zuviel mit mir wird, oder ist, warum trennt er sich dann nicht von mir? Tausend Fragen halt.


    Aber ich stelle mich bestimmt nicht über ihn und es geht hier nicht nur um mich. Ich streite es nicht ab, das ich auch verletzt bin, das mir die ganze Situation schwer fällt, das ich Zuhause bin und über das ganze Nachdenke und anfange zu weinen, weil mich das auch alles mit nimmt oder das er mir fehlt oder das ich nicht weiß wie ich richtig reagieren soll. Und es wäre schlimm wenn mich das nicht verletzten oder mich mitnehmen würde, weil wenn es anders wäre, dann hätte ich keine Gefühle ihm gegenüber oder würde versuchen ihm zu helfen, da zu sein, gerade das wir versuchen es "zusammen" zu schaffen.

    Aber ist das Forum nicht dafür da, das ich fragen stellen kann? Bzw. und ich finde es gut das ihr mir antworten gebt, gerade auch als Betroffene, weil ich dann besser weiß was mit ihm los ist, oder warum er so ist wie er ist jetzt.


    Danke für alles

  • Ich persönlich empfinde es so, daß die PTBS in Wellen verläuft. Es gibt bessere und schlechtere Phasen. Es gibt Phasen, da würde man mir das nicht anmerken, und Phasen, in denen ich einfach nur meine Ruhe will. Wenn dann jemand an die Tür vom Schneckenhaus pocht, nervt mich das nur. Ich bin da drin, weil ich RUHE will. Es reicht mir dann, wenn ich weiß, sollte ich rauskommen wollen, ist jemand da.


    Kirsten, mit der Erfahrung von heute würde ich, wenn ich einen Partner mit PTBS hätte, mir wohl selbst einen Rahmen stecken. Was bin ich zu tun bereit und vor allem: für wie lange? Da eine Behandlung Jahre dauern kann, bis es besser wird (hängt auch entscheidend vom Patienten selbst ab, meiner Meinung nach), mußt Du Dir darüber Gedanken machen, wie weit Deine Kraft reicht. Es macht keinen Sinn, Deine ganze Kraft für Deinen Partner zu erschöpfen. Das kann Dich echt auslutschen. Du willst ja nicht am Ende selbst eine "Macke" davontragen. Zieh frühzeitig Grenzen, um Dich zu schützen.

  • Hallo Kirsten,


    es tut mir ehrlich leid, dass dich mein Eindruck, den deine Erzählungen auf mich machen, verletzt haben.

    So, wie ich es formuliert habe, war es nicht fair von mir. Richtiger wäre es gewesen, wenn ich geschrieben hätte, das ich den Eindruck habe, dass du dich über ihn stellst, und nicht, dass es sich auch so verhält.

    Alles, was ich schreibe beinhaltet nicht den Anspruch einer objektiven Sicht. Ich kann nur auf das, was ich lese reagieren und meinen subjetiven Eindruck dessen wiedergeben. Ich bin offen dafür, dass ich mit meinem Eindruck auch völlig verkehrt liegen kann.

    Narürlich kannst du deine Fragen stellen und es sind bereits einige Antworten gekommen. Niemand macht dir einen Vorwurf daraus, dass du fragst.

    Nicht immer sind Antworten einfach, aber in jeder Antwort ist vielleicht auch ein Körnschen wahres dran und regt einen zum nachdenken an. Was einen wiederum ein Stück weiter bringt und klarer sehen lässt. Dies wünsche ich dir jedenfalls.

    Ich bin betroffene einer PTBS, mitlerweile recht "gut sortiert" und weit in meiner damaligen, langjährigen Therapie gekommen. Doch, wie Glinn bereits schriebe:

    Zitat
    [....]falls dein Freund tatsächlich komplexe PTBS hat wird er sich aller Voraussicht nach sein Leben lang damit rumschlagen müssen. Realistisch erreichbar ist zwar eine Verminderung der Symptome, aber ich kenn niemand, der wirklich alles losgeworden ist.

    Agressionsanfälle waren bei mir zu keiner Zeit aufgetreten. Und auch ein solch krasser Rückzug gegenüber meines Partners, wie du ihn von deinem Freund beschreibst, war in meiner Beziehung für mich nie notwendig. Wohl auch, weil meine Grenzen, die ich aufzeigte, stets eingehalten wurden, und mich selten bedrängt fühlte.


    Lieben Gruß

    Jasmin

  • Hallo Ihr Beiden,


    danke Liam für deine Antwort, ich verstehe das mit dem Schneckenhaus, kann er auch beim besten Willen, aber so extrem? Wie es jetzt ist, sorry das habe ich so noch nicht mitgemacht und so schlimm hatte er es auch noch nie. Klar auch das mit den Wellen, da gebe ich dir vollkommen Recht das habe ich auch schon miterlebt, es manchmal bei ihm Tageweise gewesen, heute ein guter Tag hat man dann auch immer am Telefon gemerkt oder am nächsten war es nicht so gut. Das war auch vollkommen okay für mich und damit hab ich auch gar nicht so ein Problem gehabt. Oder wenn ich schon von seinen Erzählungen merkte "oh heute ist kein guter Tag" dann bin ich schon automatischer ruhiger geworden und er merkte es auch und es war für uns beide vollkommen okay. Aber da war ich mit drin, wißt ihr wie ich das meine. Also weil wir ja telefoniert haben, haben wir beide es gemerkt und dann war auch okay und haben auch nicht weiter darüber gesprochen, sondern ich bin ruhig geblieben, habe dann schon gesagt, weißt du was..lass uns aufhören..leg dich hin, chill ne runde oder sowas in der Art.


    Und Liam, ganz ehrlich ich kann es dir nicht sagen, wie lange meine Kraft noch reicht, ich weiß nur eins ich möchte ihn nicht aufgeben und ich kann es auch nicht vom Herzen alleine schon her.


    Hallo Jasmin,

    auch ich muss mich entschuldigen, ich wollte dich nicht angreifen oder sonstiges..klar nehme ich mir die Antworten auch zu Herzen und sie bringen mich auch weiter. Weil ich möchte es ganz ehrlich verstehen und besser auf Situationen reagieren können. Ihn in dem Moment besser verstehen, weil wie gesagt ich hab selber keine Ahnung. Ich bin auch verletzt im Moment.

    Gestern abend haben wir telefoniert, er hat geredet weil er beim Arzt war, ne Überweisung für die Ergotherpie hat und was er sonst so noch alles geschafft hat. Er hat auch seine Hausärztin gefragt, warum er im Moment keine Nähe zulassen kann,nicht bei mir, seinen Kindern oder bei Großeltern. Die Ärztin hat ihm auch gesagt, es liegt Momentan an der Krankheit, das wäre ein klares Krankheitsbild. Mir kamen sofort die Tränen und meine Stimme wurde zittrig am Telefon. Ich habe ihm dann gesagt hör bitte auf, er merkte auch das ich halb am weinen war und das mich das ganze im Moment mitnimmt.

    Ich finde es toll von ihm, das er nachgefragt hat, und ich finde es gut, weil ihm es ja anscheinend auch fehlt.

    Er fing sofort von der Linsensuppe an zu reden (ich habe ihm die gekocht), sein Spruch dazu "Linsensuppe und dein A... muss grinsen" , er bringt mich immer zum lachen und er weiß auch wie und ich musste auch dann lachen.

    Also ihr seht, ich kann nicht aufgeben und ich muss weiter kämpfen für uns.


    Er meinte auch das er sich morgen wieder meldet, aber ich bräuchte jetzt ein bisschen Ruhe sein Kopf würde wieder zu machen. Da habe ich nur ja mach das ruhig gesagt. Und es kam von ihm, hey immerhin haben wir die letzen Tage wieder öfter telefoniert, da hab ich gesagt stimmt.



    Eine Verminderung wäre mir schon lieb, ich habe immer gesagt und wenn ich nur 80% von dem wiederbekommen würde, was ich hatte, wäre ich schon froh...verdammt froh. Aber im Moment hab ich das Gefühl ich habe 0%. Das ist das schwere.


    Und diese Wutausbrüche waren am Anfang, als alles Anfing, wie gesagt er hat sich mit dem kleinen um eine Jogginhose gestritten. Ich bin dazwischen gegangen und habe gesagt schluss jetzt. Da hab ich dann alles abbekommen, und da hab ich ihn damals gefragt was ist los, wir reden hier über eine blöde Jogginghose?? Leider war es so, die ganze Wut hab ich abbekommen und ich habe auch immer dagegen gehalten, das weiß er auch...aber er sagte selber er hat das dann nicht unter kontrolle, es kommt hoch und platz raus. Aber auch das habe ich ihn nie krum genommen, gut manchmal schon. Aber die Wutanfälle kamen wie gesagt auch immer plötzlich, ohne vorerige Ankündigung, es war als ob ein Schalter umschlägt und dann ist es schon passiert. Da war nicht viel mit Grenzen abstecken.


    Aber was für Grenzen, klar im Moment zeigt er mir ne Grenze, mehr als das. Aber das vorher nicht so, da war es nie so krass wie jetzt gerade. Wenn er da sagte er hat den Kopf voll, gut.


    Danke nochmal an alle

  • Hallo Kirsten,


    ich denke, was Dir noch helfen könnte, wäre, wenn Du Dich weiter über PTBS informierst. Hast Du dazu schon mal ein Buch gelesen? Es gibt inzwischen sehr viele zu dem Thema, aber eines, das ich Dir empfehlen möchte, heißt "Verkörperter Schrecken" von Bessel van der Kolk. Er erklärt darin sehr ausführlich, was PTBS ist und wie sie funktioniert und zeigt auch, was man machen kann, damit es besser wird. Ggf. wäre das Buch auch eine Idee für Deinen Partner (oder Du erzählst ihm, was DU darin gelesen hast).


    Mir selbst hat es immer geholfen, die Krankheit zu verstehen, weil ich die Symptome so "wischi-waschi" fand und das Gefühl hatte, dem Mist einfach nur ausgeliefert zu sein.

    Wenn man weiß, wie sie funktioniert, und warum man so fühlt, wie man fühlt (und sich verhält, wie man sich verhält), dann wird das schon leichter.

    Außerdem finde ich, daß das rationale Vorgehen gegen die Krankheit sehr hilfreich ist bei ihrer Bewältigung, denn man droht ja doch an gewissen Stellen, in dem Sumpf unterzugehen.

  • Hallo Kirsten


    Zuerst möchte ich meine Hochachtung ausdrücken für deine Liebe und deinen Kampf um den Menschen den du sehr liebst. Ich bewundere deine Beharrlichkeit und deinen Mut.


    Das meiste aus der Sicht von Betroffenen mit PTBS wurde hier in den Texten schon gesagt. Ich verstehe dass du genau hier im Forum Hilfe suchst und weil an diesem Ort alle Scheibenden die Perspektive von Betroffenen vertreten, wirst du nur Dinge zu lesen bekommen die FUER deinen Freund sprechen.

    Weil man sich als Betroffener automatisch mit ihm identifiziert in deinen verständnisvollen Beschreibungen der Situation aus seiner (fiktiven) Sicht und ich denke: genau das suchst du. Weil deine soziale Umgebung (Freundin, Psychologe) eben lieber sähe wenn du dich aus der Beziehung lösen könntest.

    Anhand deinen Schilderungen kann es aber auch sein, dass es noch andere Hintergründe geben könnte als PTBS. Du schreibst ja selber dass du den Verdacht manchmal hast dass irgendwas nicht stimmt und erwähnst einige heikle Punkte die nicht zwingend mit PTBS zu tun haben müssen.

    Vielleicht will er auch dieses Familiäre nicht mehr was du dir so sehr wünscht und wagt es nicht dir das so zu sagen? Er war ja lange Single.


    Ich würde nach durchsehen deiner Texte gerne 2 Dinge sagen.

    Eine Bitte wäre, den Psychologen bei dem du ein oder zwei Gespräche geführt hattest und der beim ersten Treffen eher unterstützend wirkte für diese Beziehung (und beim zweiten Treffen eher ablehnend) , dass du ihm weiterhin eine Chance gibst auch wenn er nicht "für" deinen Freund ist und das für dich schwer zu ertragen ist.

    Hauptsache er ist für dich und wenn du das Gefühl hast er will dich dazu bringen die Beziehung hinzuschmeissen, Thematisiere es doch immer wieder dass du das kaum ertragen kannst. Ich denke das ist wichtig für dich.

    Deine Verzweiflung die du jetzt erlebst kann auch sehr gut ihre Wurzeln in deiner eigenen Geschichte haben und das alles kann eine Chance sein, dem auf die Spur zu kommen.


    Die zweite Bitte betrifft deine beste Freundin. Es wäre sehr schlecht wenn du diese Freundschaft vernachlässigst weil die Freundin eine andere Meinung hat als du. Sie macht sich sicher auch nur Sorgen um dich und sieht wie du leidest. Es kann schnell passieren dass du dich plötzlich auch zurückziehst und das wäre nicht gut weil du dann nur noch schneller um dieses Beziehungsthema kreiselst und dich isolierst.

    Auch wenns schwer ist, eine beste Freundin ist sehr sehr wichtig und sieht meistens was du nicht sehen kannst weil sie dich kennt. (Gehe ich mal von aus)


    Wenn man deine Texte aufmerksam durchliest, sieht man dass dieser Mann dich nicht korrekt behandelt.

    PTBS ist kein Grund dich tagelang/wochenlang komplett zu ignorieren, dich total in der Luft hängen zu lassen und 6 Wochen nicht mehr sehen zu wollen...., davor heftige Agressionen an dir (oder seinen Kindern, Stichwort Jogginghose) abzureagieren (hat er dich auch mal geschlagen? Nicht antworten aber : Wenn ja- > vergiss ihn besser.)


    Du sagst, du darfst nicht mal nachfragen wegen seinem kranken Opa? Sorry aber das ist nicht normal.

    Es gibt keinen Grund wegen PTBS seinen Partner wochenlang gar nicht mehr sehen zu wollen, nichts von ihm hören zu wollen und nicht mal mehr die einfachsten Infos zu geben. Abstand ja aber das ist was anderes. Das ist ein Kontaktabbruch.

    Das kann auch viele andere Gründe haben. Andere Beziehung wäre möglich.

    Was wäre denn wenn du einfach mal auftauchst bei ihm und schaust ob da eine andere rumrennt?

    Wie würde er reagieren wenn du es wagst einfach mal vorbeizuschauen?

    Was könnte passieren?


    Du erinnerst mich ein bisschen an ungesunde Beziehungen in denen die Frau alles alles alles tut für den Mann und kriecht und immer mehr dient und klammert und schweigt damit er bleibt und egal wie "arschig" (das Wort hast du geschrieben) er sich benimmt, die Frau wagt es nicht an ihm zu zweifeln. Wagt es nicht ihn zu stören, gibt immer nach, beschützt ihn vor sich selbst, war das immer so bei euch?

    Was ist das? Ist das wirklich Liebe?

    Was hat das mit deinem Leben zu tun und mit deiner Geschichte?

    Kennst du das Buch: Wenn Frauen zu sehr lieben?


    Du fragst warum er sich nicht trennt von dir? Das kann viele Gründe haben. Kommt drauf an wie arschig oder eben nicht arschig er ist. Kann auch sein dass er dich warmhalten will.


    PTBS ist schwer für Partner und eine Herausforderung für eine Beziehung aber es ist sicher kein Freifahrtschein mit seinen Mitmenschen abzuziehen worauf man grad bock hat. Er ist ja kein Kind mehr.

    Wenn es wirklich so Akut wäre könnte er so ehrlich sein und es beenden. Diese Ueberlegung von dir ist korrekt und das einzige was mir einfällt warum man das nicht tut trotz Kontaktabbruch ist "warmhalten".

    Für sowas ist deine Lebenszeit zu wertvoll.

    Denk daran, es kann sein dass er für dich "so perfekt" war weil er sich vielleicht extrem an dich angepasst hat bis vor einigen Wochen und das kann auch eine Folge von PTBS sein. Dann wäre das was du jetzt siehst der "echte Mann" und das was dir so gefallen hat, seine Anpassung an dich die früher oder später sowieso nicht mehr funktioniert hätte. Muss nicht so sein aber könnte...

    Betrachte mal dein inneres Bild von Ihm etwas kritischer und wenn du das nicht kannst, denk darüber nach warum du das nicht kannst, welche Aengste dahinterstecken und woher die kommen, vielleicht sogar aus deiner eigenen Kindheit?

    Was mir auch auffällt ist dass du erwähnst dass er immer von allen Frauen verarscht und betrogen worden sei.

    Klingt als wenn er sich bei dir beschwert hätte über all diese bösen und betrügerischen Frauen in seinem Leben und er ist immer der Heilige und Gute gewesen. Wer es echt nötig hat so über vergangene Beziehungen beim neuen Partner rumzujammern ist meiner Erfahrung nach selber nicht ganz sauber und nicht ehrlich.


    Ich glaube du brauchst dringend einen Psychologen für dich um irgendwie da durchzusehen und verzeih es ihm, wenn er dich nicht vorbehaltlos unterstützt diesen Mann um jeden Preis behalten zu wollen.

    Hilfreiche Menschen sagen dir schonend die klare Perspektive (aus ihrer Sicht) und nicht das, was du gerne hören möchtest.

    Hauptsache der Psychologe kümmert sich um dich und deine Probleme mit der Situation und deine Geschichte. Dann hast du den Kopf frei zum mal was mit der Freundin unternehmen und irgendwie zur Ruhe zu kommen.


    Alles Gute und viel Kraft, für welchen Weg auch immer du dich entscheidest.

    Du klingst wie ein sehr lieber und wertvoller Mensch der etwas besseres verdient hat. (Meine Meinung) Und es gibt noch endlos viele andere Männer die eine liebe Frau für das Leben suchen.


    Lieben Gruss

    Sophie

  • Hallo Ihr Zwei,


    vielen lieben Dank erstmal für eure Antworten.


    Zu Liam:


    vielen lieben Dank für das Buch, ich werde es mir auf jeden Fall besorgen und auch lesen. Und evlt. ihm auch mal geben, weil du hast Recht ich glaue bzw. vermute manchmal ist es bei ihm auch so "wischi-waschi" und er kann damit nicht umgehen.


    Zur Sophie:


    Vielen lieben dank für deine Worte, aber ich glaue einiges muss ich klar stellen. Stimmt es war teilweise ein kompletter Kontatkabbruch von ihm, finde ich auch nicht gut, ist auch meiner Meinung nach nicht richtig. Egal ob Krankheit oder nicht.

    Aber ich muss dazu sagen, das ich jetzt schon von mehreren die Betroffen sind und leider auch gerade Männer so wirklich reagieren. Sie sehen keinen anderen Ausweg in dem Moment. Und ich weiß auch das er mit seiner Oma auch nicht telefoniert hat. Er hat gerade mal so noch seine Kinder an sich ran gelassen. Aber wie gesagt gerade so noch.

    Dann muss ich ihn ein bisschen in Schutz nehmen, weil er diese Woche und letzte Woche echt was getan hat, und er hat jeden gefragt..Psychologin, Hausärztin und noch jemanden, wie es sein kann das er keine Nähe von mir oder von seinen Großeltern zu lassen kann und das er von allen genervt ist, er gerade mal so die Nähe von seinen Kindern zulassen kann. Jeder unabhängig von einandern meinten das das leider ein typischen Krankheitsbild davon wäre. Also macht er sich ja darüber auch Gedanken und ich fehle ihm und merkt auch das es mich verletzt.


    Ich wollte ihn auf gar keinen Fall hier schlecht machen, und nein ich kann auf diese Frage ruhig antworten, geschlagen hat er nie, aber kennt das jemand als ob ein Schalter umgelegt wurde, so meinte ich das eher mit seinen Wutausbrüchen. Man merkte richtig wie der Schalter umgelegt worden ist und man merkte auch wie sich sein Wesen her veränderte.

    Ich dürft aber auch nicht vergessen, ich schreibe hier auch nur mal kurze Situationen raus, was gerade da so war.


    Und nein beschwert hat er sich auch nie über seine Ex-Freundinen, das hat er mir auch nie so einfach erzählt. Er ist auch nicht so richtig der große Redner in manchen Sachen. Ich musste ihm einige Sachen schon aus der Nase ziehen. Er lässt auch manchmal einfach so Sachen fallen, wo ich erst überlegen muss, was hat er jetzt gerade gesagt? Nur so mal so als Beispiel. Seine Ex mit der er die Kinder hat, kennt seine Oma und Opa nicht. Er wollte das angeblich nie das sie sich kennenlernen, fragt mich nicht warum. Das sind aber solche Sachen die lässt er so nebenbei fallen, wo ich denke ??? Und dann frage ich auch sofort hinterher und sage, wie die haben sich nie kennengelernt, da kam von ihm dann, das er das nie wollte.

    Mit mir war er schon da, jetzt nicht jedes WE, aber ich kenne die beiden schon. Also da ist schon ne Unterschied.

    Also wie gesagt er hat da nie gejammert...und wir wollen ja mal ehrlich sein bis jetzt waren es irgendwie nur 2 von denen ich weiß bzw. was ich von ihm erfahren habe oder was ich ihm aus der Nase gezogen habe.


    Und ich finde es gut wenn Betroffene mir schreiben weil so kann ich reagieren, weiß auch das ich ihn unter Druck setze oder bedränge etc.


    Danke für alles

  • Hallo Kirsten,


    was du über die Ursachen und möglichen, wahrscheinlichen Auswirkungen einer PTBS weißt ist mir beim Lesen nicht ganz klar geworden. Ich habe aber den Eindruck es mangelt an grundsätzlichem Wissen darüber. Als Betroffene habe ich lange Zeit gebraucht mir entsprechendes Wissen über mich mit meiner Geschichte und den Folgen anzulesen, die Therapie allein reichte da nicht aus. Und ich lerne immer noch, verstehe viel aber nicht alles. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit für dich durch Lesen dir ein Grundwissen anzueignen, falls du es nicht schon hast, auf dem du dann aufbauen kannst wenn die Beziehung für dich längerfristig in Frage kommt.


    Mir persönlich wäre es in bestimmten Phasen auch zuviel Druck, das kann aber jeder anders empfinden.


    Alles Gute


    Pia

  • Hallo, es würde mich mal interessieren, wie es dir jetzt geht und dem Mann mit PTbS?

    Liebe Grüße